Angststörungen - Übersicht
Die gefährlichsten Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen sind die ungesehenen. Eine Angststörung kann man zwar erahnen, wenn man sich auskennt, man kann sie jedoch nicht sehen. Im Folgenden erklären wir Ihnen, was eine Angststörung ist und welche Folgen sie haben kann, wenn sie unentdeckt und unbehandelt bleibt.
Dass Kinder hin und wieder verschiedene Ängste haben, ist jedem bekannt. Die 2 bis 4-Jährigen haben beispielsweise fast immer Phasen, in denen sie sich vor der Dunkelheit, vor Monstern im Kleiderschrank oder Geistern im Schlafzimmer fürchten. Im späteren Schulalter haben Kinder und Jugendliche häufig Angst davor, vor der Klasse zu sprechen oder in irgendeiner Form zu versagen beziehungsweise sich zu blamieren. Diese und ähnliche Ängste gehören zum Erwachsenwerden eines jeden Menschen dazu. Geht die Angst jedoch so weit, dass der Alltag und die Lebensführung massiv in Mitleidenschaft gezogen werden oder das Kind offensichtlich unter seinen Ängsten leidet, kann eine Angststörung vorliegen.
Eine Angststörung zeichnet sich durch starke Angst, Sorge oder Furcht aus, welche zu deutlichen Einschränkungen im Alltag führt.
Bereits im Kinder- und Jugendalter sind eine Vielzahl an Angststörungen bekannt, welche bei der Diagnosefindung in Angst oder Phobie unterteilt werden. Angst ist ein unangenehmes Gefühl, welches mit unterschiedlich stark ausgeprägten Begleiterscheinungen einhergeht. Ein Kind, welches starke Angst verspürt, fängt möglicherweise an zu zittern, zu schwitzen, muss dringend zur Toilette und kann sich nur schlecht konzentrieren. Bei einer Phobie handelt es sich um eine besonders intensive Art der Angst, welche sich auf einen speziellen Gegenstand oder eine besondere Situation bezieht. Betroffene zeigen eine hohe Vermeidungstendenz, da sie negative Folgen aus der Begegnung mit dem Gegenstand oder der Situation unverhältnismäßig überschätzen.
Kinder und Jugendliche mit einer unbehandelten Angststörung haben ein erhöhtes Risiko für Depression, Suizid, Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie schulischen Problemen im späteren Leben. Sie sollten keinesfalls davor zurückschrecken, sich Hilfe zu suchen, sollten Sie auffälliges Verhalten bei Ihrem Kind bemerken.
Folgende Kriterien sprechen dafür, dass es sich um eine Angststörung handelt:
- Die Angst ist schwer nachvollziehbar und unverhältnismäßig stark
- Die Angstreaktion hält überdurchschnittlich lange an
- Der Betroffene kann seine Angst oft weder erklären, noch alleine bewältigen
- Die Angst führt zu deutlichen Einschränkungen im Lebensalltag
Zu den häufigsten Angststörungen im Kindes- und Jugendalter zählen Trennungsangst, generalisierte Angststörung, Panikstörung, soziale Angststörung, Agoraphobie, Klaustrophobie, Schulphobie, Sexualphobie und Krankheitsphobie. Klassische Beispiele für Kinder mit einer Angststörung sind folgende:
- Das Kind/der Jugendliche weigert sich zur Schule zu gehen. Als Vorwand werden körperliche Symptome wie Bauchschmerzen und Übelkeit genannt.
- Das Kind möchte nicht alleine einschlafen oder generell alleine sein. Als Grund wird eventuell eine Angst vor Monstern/Dunkelheit benannt oder sogar konkrete Aussagen wie: “Ich habe Angst, dass du nicht wiederkommst” getroffen.
- Das Kind/der Jugendliche hat große Problem vor oder mit fremden zu sprechen oder zu telefonieren. Selbst die Bestellung von Essen im Restaurant wird zum unüberwindbaren Hindernis.
Diagnosen und Therapie
Aufgrund der Symptome und beschriebener Verhaltensweisen können Ärzte oft eine schnelle Diagnose stellen, welche durch eine Überweisung zum Psychiater oder Psychologen genauer identifiziert wird. Bei Bedarf werden zudem Untersuchungen durchgeführt, um auszuschließen, dass andere Störungen oder Krankheiten der Grund für die körperlichen Symptome sind. Bei leichten und normalen Angststörungen reicht für gewöhnlich eine Verhaltenstherapie schon aus, um dem Kind oder dem Jugendlichen zu helfen. Der Therapeut hilft den Kindern dabei, sich ihren Ängsten zu stellen, sie zu verstehen und besser mit ihnen umzugehen. Durch direktes Auseinandersetzen mit den Angstfaktoren wird das Kind so unempfindlicher und verspürt weniger Angst. Eine medikamentöse Behandlung ist im Kindesalter nur selten bei wirklich schweren Angststörungen notwendig.
Auch wenn es kaum genaue Zahlen gibt, leiden verschiedenen Statistiken zu Folge etwa 5 bis 10 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland unter einer akuten Angststörung. Sie als Eltern können erheblich dazu beitragen, Ihr Kind davor zu bewahren, in der Spirale aus Angst und Vermeidung zu landen. Durch achtsames Begleiten können Sie Ihrem Kind die Sicherheit geben, die es braucht, um Ängste zu überwinden, bevor eine Angststörung entsteht. Sollten Sie das Gefühl haben, dass Ihnen die Situation entgleitet oder die Angst bereits so stark ist, dass Sie nicht mehr einschreiten können, ist es keine Schwäche, sich Hilfe zu suchen. Der erste Kontakt hierfür ist der zuständige Kinderarzt, dieser kann mit einer Diagnosefindung starten und Sie gegebenenfalls zu einem Facharzt oder Therapeuten überweisen.
Bei Fragen oder Unsicherheiten können Sie uns jederzeit kontaktieren. Wir beraten Sie kostenfrei und helfen Ihnen gegebenenfalls, die für Sie passenden Anlaufstellen zu finden.